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alternativer Text ;-)
"Internetsucht"
Teil III
Die digitale Droge
Von Gabriela Rampl

Die Definition des Begriffes "Internetsucht" ist unter Experten noch immer umstritten. Eine der bisher wenigen Studien für Europa wurde von österreichischen Experten erstellt. Dauer-Surfer sind danach vor allem in Chatrooms und bei Online-Games zu finden.

Der Begriff der "Internetsucht" wurde erstmals 1995 vom New Yorker Psychiater Ivan Goldberg, als "Internet Addiction Disorder" (IAD) eingeführt. Er beschrieb die Abhängigkeit in diesem Zusammenhang als psychisch. Kritiker lehnen den Begriff Internetsucht allerdings als unzutreffend ab, da die süchtig machenden Faktoren des Internet nicht geklärt seien und im Gegensatz zu anderen Süchten die körperliche Abhängigkeit mit ihren schweren bis lebensbedrohlichen Entzugssymptomen fehle. Bislang gibt es daher unter Wissenschaftlern noch keine verbindliche Definition der Krankheit. Auch für eine Therapie existieren nur einige Anhaltspunkte. Einig sind sich die Wissenschaftler aber über das Bestehen charakteristischer Symptome.

"Unter 'Internetsucht', besser definiert als 'Pathologischer Internet-Gebrauch' wird der exzessive Gebrauch des Mediums verstanden. Von einem Internetsüchtigen spricht man dann, wenn sein Verhalten den wissenschaftlichen Suchtkriterien entspricht", sagt der Wiener Neurologe Hans Zimmerl. Er beschäftigt sich als einer von wenigen Experten mit der Sucht nach dem Netz und hat gemeinsam mit Beate Panosch vom Institut für Biostatistik und Dokumentation der medizinischen Fakultät der Universität Innsbruck eine Online-Umfrage in einem beliebten deutschsprachigen Chatroom durchgeführt.

12,7 Prozent von insgesamt 473 Befragten zeigten laut der Studie ein suchtartiges Verhalten. Aus dieser Gruppe nannten 30,8 Prozent rauschähnliche Erlebnisse bei intensivem Chatten. 40,9 Prozent stuften sich selbst als "süchtig" ein. Knapp zwei Drittel aller Internetsüchtigen finden sich nach Angaben des Experten im Kommunikationsbereich - vor allem in den Chatrooms -, knapp ein Drittel im Bereich der Online-Spiele und nur sieben Prozent im übrigen Web.

In den USA wird die Anzahl der Internetsüchtigen auf rund 200.000 geschätzt. Diese Zahl entstammt einer Studie der amerikanischen Psychologin Kimberly Young. Young firmiert als erste "Cyber-Psychologin" der Welt und vermutet, dass weltweit etwa sieben Prozent der User unter Internetsucht leiden, die sie "Pathological Internet Use" (PIU) nennt.

Bei allen weltweiten Studien bisher liegt der niedrigste Anteil der Internetsüchtigen bei rund drei Prozent. Alleinstehende und Arbeitslose, Personen mit einer unsicherer oder unreif-gehemmter Persönlichkeitsstruktur und andererseits selbstverliebte Individuen mit sadistischen Impulsen gelten laut mehreren internationalen Analysen übereinstimmend als besonders gefährdet. Als Ursachen für den Zwang zum Surfen werden Realitätsflucht und -verdrängung, das Experimentieren mit der eigenen Identität und die Befriedigung von Spieltrieb und Kommunikationsbedürfnis betrachtet.

Zimmerl und Panosch haben auf Basis ihrer Ergebnisse folgende Liste diagnostischer Kriterien für pathologischen Internet-Gebrauch erstellt:

Wenn mindestens vier oder mehr dieser Kriterien über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten zutreffen, sehen die Experten den krankhaften Netz-Gebrauch als chronisch an.

Neben hohen Telefon- bzw. Online-Kosten, Realitätsverlust, dem Scheitern menschlicher Beziehungen, sozialer Isolation, Arbeitslosigkeit und Verarmung könnten Surf-Abhängige ihrer Meinung nach unter einer ganzen Reihe von körperlichen Schäden leiden. Wer ständig vor dem Bildschirm sitze, riskiere Verspannungen, bis hin zu Wirbelsäulen- und Genickschäden, Beeinträchtigungen des Sehapparates sowie Dauerstress in Form von Kopfschmerzen, Schlafstörungen bis hin zu Nervenschädigungen, Kreislauf- und Gewichtsproblemen.

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