Stand: 30.08.2001, 20:47 h

Zur aktuellen und immer wiederkehrenden Diskussion, Sozialhilfeempfänger seien Drückeberger

Die früheren Sozialhilfeempfänger bleiben trotz Arbeitsplatz auf den Staat angewiesen. Zwei von Dreien erhalten auch weiterhin Sozialhilfe, lautete im letzten Sommer das Ergebnis einer Untersuchung aus dem Jahre 2000, aus einer Zeit, in der die deutsche Wirtschaft florierte. Da der Versuch nicht funktioniert hat, Arbeitslosigkeit im Vertrauen auf Globalisierung und internationalen Wettbewerb einzuschränken, sind es jetzt die anderen, die Schwachen, die Sozialhilfeempfänger (und in einigen Monaten sicher auch wieder die Migranten), die die Krise verursachen. Schröder, Koch, Scharping erzwingen ein Thema nach dem Motto "Raus aus der Schusslinie, rein in die Kiste der Vorurteile".

Zwischen 1996 und 1999 ist die Zahl der Superreichen mit mehr als einer Mio Euro um jährlich 5,3 Prozent auf insgesamt 365.000 gestiegen. Das ergab die Studie "German Wealth Report 2000" der Beratungsunternehmen Merrill Lynch und Cap Gemini Ernst & Young. Ihr gesamtes Vermögen beläuft sich etwa auf 2000 Mrd. Euro (knapp vier Billionen Mark). Aber auch innerhalb der Euro-Millionäre gibt es erhebliche Unterschiede:

3.700 Superreiche mit mehr als 30 Mio. Euro verfügten Ende 1999 über zusammen 612 Mrd. Euro. "Wir erwarten, dass sich das überdurchschnittliche Wachstum des Geldvermögens in den Händen von vermögenden und sehr vermögenden Privatanlegern in Deutschland weiter fortsetzen wird", prognostizieren die Spezialisten.

Jeder Deutsche hat durchschnittlich DM 180.000,-- auf der hohen Kante liegen. 27.000 Menschen in Deutschland verdienen jährlich mehr als eine Millionen Mark.

Einige nackte Zahlen, hinter denen sich Menschen verbergen.

Eine Caritas Studie zeigt, dass ca 7 % der Empfänger von "Hilfe zum Lebensunterhalt" ihre Leistungen unberechtigt erhalten, und zwar in einer Höhe von 0,283 Milliarden Mark bei Gesamtsozialhilfeleistungen von 14,466 Milliarden Mark. Das entspricht einem 2-%-igen Anteil unberechtigt bezogener Leistungen. Dem stehen aber 31 % aus den bekannten Gründen (Nicht-Wissen und NIcht-Beratung, Scham, Leistungsverweigerung, usw.) nicht in Anspruch genommener Leistungen gegenüber (4,478 Milliarden Mark)!

Demgegenüber wird der Betrag, der an Steuern unterschlagen wird, auf 100 Milliarden DM geschätzt, oder anders ausgedrückt: Der Missbrauch an Sozialhilfe beträgt gerade mal 0,28 % des Betrages, der an Steuern hinterzogen wird.

Doch während sich Scharping, Schröder, Koch und die vielen anderen über den Sozialhilfemißbrauch zu profilieren suchen, gilt Steuerhinterziehung als sportliche Übung!